Spannender kann ein Fluss nicht sein. So bewirbt eine Broschüre den bekannten Ruhrtal-Radweg. Das Versprechen, das für Radler gilt, kann doch für Ruderer nicht falsch sein. So begaben sich 15 SRC'ler vom 12. bis 15. September auf Wanderfahrt auf eben diesen Fluss. In 3 Tagesetappen von Schwerte bis zum Baldeneysee sollte es gehen. Und, so viel sei hier schon verraten, spannend wurde es tatsächlich!
Doch der Reihe nach. Die individuelle Anreise am Donnerstag führte nach Wengern, wo in der gleichnamigen Ruhrpension Quartier gemacht wurde. Ruderkameraden der SG Demag Wetter stellten unserer Gruppe 3 Gig-Vierer zur Verfügung und betreuten uns auf der gesamten Tour. Teils rudernd im Boot, teils begleitend mit Auto bzw. Fahrrad entlang der Strecke. Wir bedanken uns an dieser Stelle ganz herzlich bei Klaus, Heinz und Lothar von der SG Demag für ihre außerordentlich engagierte und herzliche Betreuung.
Am Freitag trafen wir uns vormittags im Clubhaus und machten uns mit den Booten „Nörd“, „Loki“ und „Frigg“, schon auf dem Anhänger auf ihren Einsatz wartend, auf den Weg nach Schwerte. Dort wurden sie an einem hohen Steg, der beim Einsteigen einiges an Kletterfertigkeiten erforderte, eingesetzt. Bei wechselhafter Bewölkung mit leichten Regenschauern ging es auf die Fahrt nach Witten, dem ersten Etappenziel. Schon nach wenigen Kilometern musste ein erstes Wehr bei Westhofen „umtragen“ werden. Eine mühsame Angelegenheit, die sich vor der verdienten Mittagspause im Restaurant „Proto im Schiffswinkel“ am Ausgang des Hengsteysees wiederholte. Frisch gestärkt hieß es nach wenigen hundert Metern an der Stiftsmühle Herdecke erneut anlegen, Boote aus dem Wasser, nach dem Hindernis wieder einsetzen. Das Wetter besserte sich zusehends und so machte der nun folgende Abschnitt durch den Harkortsee richtig Spaß. Etwa 7 Kilometern später, am Kraftwerk Harkort in Wetter, musste erneut „umtragen“ werden. Es war schon eine rechte Schlepperei bis dahin, aber die schwierigste Passage sollte noch kommen, denn es erwartete uns ein kritischer Abschnitt mit Untiefen und Strudeln. Um ein „auf Grund laufen“ zu vermeiden, war aussteigen angesagt und die Boote, im Wasser nebenher watend, hindurchzuführen. „Umtragen“ an Land war an dieser Stelle nicht möglich. Dass es neben den angekündigten allenfalls knöcheltiefen Stellen auch solche, bei denen wir teilweise bis auf Brusthöhe einsanken, gab, erwischte uns unerwartet. Auf Empfehlung von Klaus hatten drei Teilnehmer auf dieses Abenteuer verzichtet und waren an Land geblieben. Zu allem Überfluss havarierte dann auch noch „Nörd“ und musste am nächsten Tag geflickt werden. Am Ende waren alle froh, Witten, wenn auch durchnässt, aber doch unbeschadet erreicht zu haben. Beim abendlichen Grillen im Clubhaus der SG Demag gab es jedenfalls reichlich zu erzählen.
Die zweite Etappe am Samstag mit Ziel Linden-Dahlhausen startete bei freundlichem Spätsommerwetter. Nach kurzer Fahrt erreichten wir die Anlegestelle der Zeche Nachtigall Witten. Bei einer Führung erhielten wir Einblicke in das harte Leben eines Bergmanns und bewiesen Gesangsqualitäten beim Schmettern des „Steigerliedes“. Weiter ging's über Herbede, wo wieder einmal „umtragen“ werden musste, in den Kemnader See. An der Kemnader Seeterrasse, einem idyllisch gelegenen Ausflugslokal mit Biergarten, legten wir an, um uns für die Weiterfahrt zu stärken. Am Ende des Stausees musste dann durch eine Bootsgasse „getreidelt“ werden. Dieses Verfahren, ein Wehr zu überwinden, war für die meisten neu, wurde aber durch fachkundige Anleitung und mit Hilfe von Lothar und Heinz bestens bewältigt. Weitere Umtrage- und Treidelstellen erwarteten uns in Blankenstein, Hattingen und schließlich am Etappenziel in Linden-Dahlhausen. Der von Ulli gecharterte Kleinbus brachte uns zurück in unser Quartier, wo wir den erlebnisreichen zweiten Tag gemeinsam ausklingen ließen.
Nach dem Frühstück am Sonntag verließen wir zeitig unser Quartier, um mit den eigenen Privat-Pkw's zum Liegeplatz der Boote zu fahren. Bei wieder herrlich sonnigem Spätsommerwetter startete hier die letzte Etappe der diesjährigen Wanderruderfahrt. Bis zum Erreichen des Baldeneysees waren am Wasserkraftwerk Horst-Mühle und in Steele am Spillenburger Wehr nochmals zwei Hindernisse über Bootsgassen zu überwinden. Das Treideln durch diese Gassen bereitete nach den Erfahrungen des Vortages keinerlei Probleme. Auf dem Baldeneysee selbst herrschte bei gutem Wind reger Segelbetrieb und ein Ausflugsschiff zog seine Bahn. Der Ruderclub am Baldeneysee, dem hiermit ebenfalls herzlichst gedankt sei, gewährte uns Aufnahme zum Abriggern und Reinigen der Boote und ermöglichte uns zu duschen. Im Clubhaus wurden wir vorzüglich bewirtet. Ein perfekter Abschluss der Tour. Per Kleinbus erreichten wir gegen 16:30 Uhr wieder Linden-Dahlhausen, von wo aus die Heimreise mit großartigen Eindrücken von der abwechslungsreichen und vielseitigen Ruhr im Gepäck angetreten werden konnte. (hw)