Wenn die Breitensportgruppe des SRC auf Reisen geht, ist eines gewiss: Es läuft selten nach Plan. Ebenso klar ist aber auch, dass jegliche Überraschungen und Schwierigkeiten durch Kreativität und Improvisationsgeschick mehr oder weniger souverän gemeistert werden. Am Ende konnte uns weder die langwierige und beschwerliche Fahrt mit dem Bootsanhänger, noch ein platter Reifen am Mannschaftsbus die Expedition an die Mosel vermiesen. Auch Gewitter und Platzregen beim „public viewing“ des deutschen EM-Spieles, sich im Steuerruder verfangene Äste, verspätete Taxis und extreme Wartezeiten an den Schleusen, vermochten es, die Laune nachhaltig zu beeinträchtigen. Das alles führte halt zu gehörigem Zeitverzug und verhinderte, das Ziel Cochem rudernd zu erreichen.
Gut geklappt hatte die Stadtführung durch Trier am Freitag Vormittag. Schon erstaunlich, was die Römer vor über 2000 Jahren hier erbauten. Wieso eigentlich glaubten die Passanten auf unserem Weg, dass wir holländische Fußballfans seien? Das bevorstehende Altstadtfest mussten wir sausen lassen, schließlich sollte nachmittags die erste Ruderetappe von Bernkastel Kues nach Traben Trarbach starten. Den Hänger mitsamt unseren Booten hatten wir am Vortag beim RV Bernkastel abgestellt. Wir waren schon ein wenig spät beim Einsetzen, verloren dann aber an der Schleuse Zeltingen richtig viel Zeit. „Es kommt so stolz gezogen, der Strom im Sonnenschein und schlinget seine Wogen durch heller Hügel Reih'n“. Diesen Zeilen aus dem Mosellied ist nichts hinzuzufügen. Weinberge, malerische Städtchen mit ebensolchen Fachwerkhäusern, pittoreske Burgen, aber auch Campingplätze in großer Zahl säumen beiderseits das Flussbett. Wir hätten uns gewünscht, dass die Mosel etwas schneller fließen würde, um etwas Zeit herein zu holen. Das gemeinsame Gläschen Moselwein auf der Ruine Grevenburg musste ausfallen. Dafür war der Grillabend in unserem Quartier „Alte Dorfschänke“ in Kinderbeuern opulent.
Für Samstag hatten wir uns richtig viel vorgenommen. In zwei Etappen sollte es nach Bruttig-Fankel gehen. Aber die Taxen, die uns zu unseren Booten beim RV Traben-Trarbach bringen sollten kamen zu spät. Ein Glück, dass fünf Mann die Nacht im dortigen Luftmatratzenlager verbracht und die Boote bis zum Eintreffen der Restmannschaft schon zu Wasser gelassen hatten. Die exorbitante Wartezeit an der Schleuse Enkirch brachte den ambitionierten Zeitplan dann vollends zum Scheitern. Als wir den geplanten „Boxenstop“ in Bullay Bären-Camp gegen 16:00 erreichten, war vollkommen klar, dass das Tagesziel nicht mehr zeitgerecht zu schaffen war. Zumal die knapp 24 km bis hierhin schon enorm Kraft gekostet hatten und uns weitere zwei Schleusen bevorgestanden hätten. Umdisponieren war angesagt und wir entschieden ein paar Kilometer bis zum RC Zell zurück zu rudern, wo die Boote sicher gelagert werden konnten. Da für den nächsten Tag Gewitter und Dauerregen vorhergesagt waren, verzichteten wir auf die Fortsetzung der Rudertour am Sonntag. Eine gute Entscheidung, denn das prognostizierte „Sauwetter“ setzte bereits beim Abendessen in Bruttig ein und sorgte sogar für Bild- und Tonausfall bei der Fußballübertragung.
Bootsanhänger, Pkw's, Boote und Mannschaft, alle an einem anderen Ort, mussten nun am Sonntag wieder eingesammelt und sicher nach Hause gebracht werden. Am Ende waren wir ständig unterwegs, hatten aber gerade einmal 53,2 km gerudert. „Auf sonn'ger Bergeseite, da steh'n die Reben schlank, in tiefer Keller Weite, da liegt manch kühler Trank ...“ Vielleicht muss man noch einmal kommen, es soll ja über 200 Weinfeste im Jahr an der Mosel geben. (hw)